Gestern, am 21.10.2024 waren wir gemeinsam mit Menschen des Revolutionären Klimakollektivs vor der Syngenta um Keno zu gedenken, der vor 17 Jahren bei der Besetzung eines illegalen Testgeländes der Syngenta von Sicherheitskräften ermordet wurde.
Ein Blick auf diesen Fall zeigt klar, wie die Syngenta seit Jahren handelt und stetig versucht um ihre Verantwortung herumzukommen. Weltweit stellt sie Profit über Menschen.
Die folgende Rede wurde vor Ort vorgetragen. Gerne wollen wir mit euch den Text teilen.
Rede vom 21.10.2024
Heute gedenken wir der Ermordung des brasilianischen Gewerkschaftsführers Keno vor 17 Jahren. Bis heute wurden die Verantwortlichen bei Syngenta noch nicht definitiv zur Rechenschaft gezogen.
Im Jahr 2007 wurde in der Nähe eines Nationalparks in Brasilien ein illegales Versuchsgelände besetzt. Die Syngenta hatte auf diesem Gelände genetisch veränderten Mais und verändertes Soja angepflanzt. Etwa 150 Menschen der Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) und von Menschen der Landarbeiter*innenorganisation Via Campesina hatten das Gelände besetzt. Noch am Tag der friedlichen Besetzung stürmten 40 bewaffnete Angestellte einer von Syngenta angeheuerten Sicherheitsfirma das Protestcamp. Sie erschossen den Aktivisten Valmir “Keno” Mota de Oliveira aus nächster Nähe, schossen einer Aktivistin während einer versuchten Exekution durchs Auge und in die Brust und verletzten drei weitere widerständige Menschen.
Damals wie heute zwingt Syngenta und mit ihr die gesamte Agroindustrie, der Welt ein kapitalistisches Landwirtschaftsmodell auf. Die Pestizide, Kunstdünger und gentechnisch veränderte Pflanzen zerstören die Natur; Kleinbäuer*innen und indigene Gemeinschaften werden von ihrem Land vertrieben. Wer das Spiel der Agrokonzerne mitspielen muss, verschuldet sich – verarmt zum Beispiel wegen erodierten, zerstörten Böden.
Die Syngenta ist die grösste Pestizidfirma weltweit. Ihre Produkte und deren Auswirkungen gefährden Menschen direkt, Bäuer*innen, Landarbeiter*innen und uns alle. Die Biodiversität schwindet und der Boden wird zerstört. Syngenta treibt die Patentierung von Pflanzen voran und schützt ihre Profite mit Sortenschutzgesetzen. Durch all das, werden Kleinbauern* und Bäuer*innen in Abhängigkeiten verwickelt, aus denen auszubrechen schwer ist. Dies auch, weil Syngenta und andere Agrarkonzerne lobbyieren, Gesetze beeinflussen und landwirtschaftliche Ausbildungen mitprägen.
Syngenta verhält sich aber nicht überall auf der Welt gleich, ihre Praktiken sind kolonial. Das zeigt sich beispielsweise an Pestiziden wie Chlorothalonil. Wegen seiner hohen Toxizität ist es in der Schweiz verboten, Syngenta aber verkauft es weiterhin an andere Länder. Das Risiko – die Gesundheit und Leben von Menschen zu gefährden – nimmt sie in Kauf.
Der Fall von 2007 wurde durch die Jahre schon auf verschiedenen Gerichtsebenen verhandelt und dort auch schon gewonnen. Syngenta wurde also eigentlich bereits verurteilt. Mittlerweile ist der Prozess am höchsten Gericht, weil Syngenta den Fall immer weiterzieht. Dort ist noch kein Urteil gefallen. Es ist also immer noch nicht abschliessend klar, ob Syngenta Schadenersatz zahlen muss oder nicht. Die beiden Söhne von Keno sind mittlerweile erwachsen. Bis heute hat die Syngenta nie zugegeben, dass sie sich im Unrecht befindet. Während Syngenta vor Gericht ist, schaffen Agrokonzerne jeden Tag, Fakten durch ihre Vergiftungs- und Vertreibungspolitik.
Die Syngenta wird nie die volle Verantwortung übernehmen müssen für die das Leid und die Zerstörung, die sie weltweit verursacht. Sie ist international zu gut verflochten mit denjenigen, die politische Macht besitzen, und dadurch auch mit der Justiz. Würde die Syngenta die volle Verantwortung übernehmen müssen, so wäre dies erst ein Anfang.
Denn Keno und so viele weitere Menschen weltweit trugen – und tragen teilweise tödliche Konsequenzen für den Kampf für eine selbstbestimmte Landwirtschaft und ein selbstbestimmtes Leben. Syngenta geht es um Profit; Menschen sind ihr egal – ausser diese widersetzen sich ihr.
Darum – sind wir solidarisch mit allen Menschen, die gegen Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen. Vergessen wir nicht, wie viele vor uns, schon für eine gerechte Welt gekämpft haben. Kämpfen wir dafür weiter.
Nieder mit der Syngenta, nieder mit dem Kapitalismus!